Sorgfältig schraubt Nils Kaufmann das Stabmikrometer zusammen. Das zierliche Instrument wirkt im direkten Vergleich mit dem stählernen Ungetüm, das hinter dem gebürtigen Niedersachsen thront, wie ein Streichholz. Doch die Entscheidung, ob das rotlackierte Exzenterrad zurück zum Kunden gebracht wird, um dort eingebaut zu werden, hängt von diesem filigranen Teilchen ab.
Der 48 Jahre alte Maschinenbautechniker zieht das Stabmikrometer auseinander, legt es an und misst den Innendurchmesser der Öffnung, die später die Welle aufnehmen wird, an mehreren definierten Stellen. Dabei vergleicht er seine Werte mit denen, die auf den dazugehörigen Dokumenten verzeichnet sind. „Stimmt“, murmelt er, um dann mit dem blauen Kugelschreiber Häkchen zu setzen. Das Exzenterrad für die 2000-Tonnen-Presse wird wohl nicht mehr lange in der Montagehalle der Presstec in Kehl sein: Die Revision ist abgeschlossen, der Spediteur kann schon mal den Motor anwerfen.
Montageleiter Hubertus Ruby kommt hinzu und wirft ebenfalls einen Blick auf die Dokumentation. Ein angedeutetes Nicken, dann gehen die beiden Männer zum nächsten Arbeitsbereich. Es ist ein Teil ihrer täglichen Routine. So verschaffen sie sich einen Überblick über die Projekte, die bei Presstec bearbeitet werden. Einige Arbeiten, für die sie mitverantwortlich sind, bekommen sie allerdings gar nicht zu Gesicht. Denn die laufen nicht in Kehl, sondern direkt beim Kunden. Und das kann überall in Europa sein. Das diese Projekte reibungslos funktionieren, ist der Job des Duos. Er erfordert Verhandlungsgeschick, Menschenkenntnis, Organisationstalent und Gelassenheit. „Erfahrung kommt von allein“, sagt Ruby und lächelt.
Das Telefon klingelt in dem kleinen Büro, von dem aus man in die Montagehalle blickt. Hier steht der Schreibtisch von Hubertus Ruby. Den Raum teilt er sich schon etliche Jahre mit drei Kollegen. Nils Kaufmann, der erst in diesem Jahr als Leitungskraft dazugestoßen ist, sitzt eine Tür weiter. Noch. Ruby nimmt den Anruf entgegen. Ein Techniker hat eine Frage zu einem Einsatz in Norddeutschland. „Das Hotel ist gebucht“, entgegnet Ruby freundlich und nennt die Adresse der Unterkunft bei Osnabrück. Es folgen zwei Fragen und zwei Antworten zu Projekt und Kunde, dann ist das Gespräch beendet. „Ade!“
25 Mitarbeiter umfasst die Service- und Montageabteilung der Presstec. Die meiste Zeit sind die Kollegen jedoch nicht in Kehl anzutreffen, sondern in Zweier- oder Dreierteams im Auftrag des Pressenspezialisten unterwegs. „Dazu kommen externe Spezialisten, die wir für Projekte oder Aufgaben hinzuziehen.“ Die werden gezielt ausgewählt. „Es geht dann um klare Definitionen: Drei Mann mit diesen Fähigkeiten für exakt diese Zeit an diesem Ort.“ Die Koordination und die Planung all dieser Projekte, inklusive der zusätzlich eingesetzten Kräfte beim Kunden, liegen in der Verantwortung von Ruby und Kaufmann.
Der Kollege, der wenige Minuten zuvor angerufen hat, ist ein gutes Beispiel für die Flexibilität der Presstec-Mitarbeiter in der Montage. Der Mann ist gerade für einen Monat in Rumänien, „hat danach ein Wochenende frei, fährt montags nach Osnabrück und ist da dann zwei Wochen beschäftigt“, zählt Ruby auf. Und wie es weitergeht, weiß er anhand seiner Akten auch schon: „Danach ist er bei einem Projekt in Gaggenau vorgesehen, und auf das folgt eines in Regensburg.“
Daneben steht auch schon fest, mit welchen Kräften er zusammenarbeiten wird – sowohl Externe als auch Presstec-Kollegen. Um die temporären Teams vorher so zusammenzustellen, dass sie harmonieren und funktionieren, „muss man schon viel Gespür haben und seine Pappenheimer kennen“, sagt Ruby mit einem Lächeln im Gesicht. Zwar könne man nicht immer auf alle Befindlichkeiten reagieren und nur Wunschkonstellationen schaffen, aber versucht werde es. Weitere Kriterien sind Erfahrung, Kenntnisse und generell die Teamfähigkeit. „Eine gute Zusammenarbeit kommt ja allen zugute – dem Kunden, den Monteuren und Technikern sowie uns als Auftraggeber.“
Kenntnisse und Wissen, technisches Know-how und vor allem Erfahrungen mit speziellen Pressen oder Pressentypen lassen sich den Akten entnehmen. „Das ist dokumentiert, das können wir nachschauen.“ Weiche Kriterien finden sich da nicht. Ruby deutet mit dem Zeigefinger an seinen Kopf und blinzelt. Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit den externen Dienstleistern, sei das auch bei deren Fachkräften kein Thema. „Man kennt sich ja über die Zeit …“ Zurück in der Montagehalle. Von irgendwo klingt ein Radio herüber. Nana Mouskouri singt „Guten Morgen, Sonnenschein“. Durch die geöffnete Hallentür fällt tatsächlich Sonnenschein auf den Boden. Doch Ruby und Kaufmann haben weder Ohren für den Schlager noch Augen für das gute Wetter. Ihre Konzentration gilt den Plänen und Dokumenten, die bei den verschiedenen Arbeitsbereichen ausliegen. Bei jedem von ihnen bleiben sie stehen, um einen kurzen oder auch längeren Blick darauf zu werfen. Da viele Projekte parallel laufen, ist es ihnen wichtig, die verschiedenen Schritte zu verfolgen – sowohl auf dem Papier als auch im Gespräch mit den Kollegen.
Während die beiden erfahrenen Metaller eine Konstruktionszeichnung begutachten, beginnt es hinter ihnen zu hämmern. Detlef Liebich muss aus einer Stößelleiste die alten Schrauben entfernen und anschließend neue Schrauben einsetzen, die um einiges tiefer sitzen müssen. „Am Ende darf nichts überstehen“, erläutert der Schweißer. Weil die Metallschrauben mit einem speziellen Kleber behandelt sind, damit sie sich nicht im Lauf der Zeit durch die permanente Erschütterung lösen, gestaltet sich deren Entfernung nicht einfach. „Es gibt zwei Möglichkeiten, den Kleber zu überlisten“, sagt er und holt ein Gerät aus der Ablage, das ein wenig an eine Heißklebepistole erinnert. Auf dem kleinen Display ist zu lesen: „510“. So heiß ist die Luft, die aus der kleinen Öffnung gezielt hinausgeblasen wird. Jede Schraube wird auf diese Weise eine Zeitlang geföhnt, dann setzt Liebich den Schraubschlüssel an. Mit beiden Händen zieht er daran. Mal gelingt es, ein andermal rührt sich die Schraube nicht. Ein kleiner Fluch kommt ihm über die Lippen.
Nils Kaufmann hat sich mittlerweile hinter dem Kollegen postiert und schaut zu, wie Liebich eine der festsitzenden Schrauben mit zwei, drei gezielten Hammerschlägen traktiert. „Wenn es mit Wärme nicht klappt, dann so“, sagt der Schweißer und setzt den Schraubschlüssel erneut an. Es dauert keine Sekunde, da dreht sich die Inbus-Schraube aus der Stößelleiste heraus. Man sieht ihr an, dass an ihr heftig gearbeitet wurde. „Weg damit“, sagt Liebich und wirft sie zu den anderen in einen Drahtkorb. Auch sein Werkzeug hat schon einige sichtbare Gebrauchsspuren.
„Das gehört dazu“, sagt Nils Kaufmann. Werkzeug läuft bei Presstec unter Verbrauchsmaterial so wie in anderen Firmen vielleicht Papier und Druckertoner. „Natürlich gehen wir und die Kollegen damit sorgfältig um, aber wir müssen damit einfach arbeiten und dabei entwickeln sich nun mal Kräfte“, erläutert der 48-Jährige. Das gilt auch für ihn und seinen Partner. „Wenn wirklich Not am Mann ist, dann packen wir selbstverständlich mit an und helfen.“
In SWR 4 singt Oliver Onions mittlerweile „Flying through the Air“, das Titellied zu „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zu Hölle“ mit Bud Spencer und Terence Hill. Nils Kaufmann und Hubertus Ruby verabschieden sich von Detlef Liebich und gehen zurück zu Rubys Schreibtisch. Das Telefon hat in der Zwischenzeit mehrmals geklingelt, es geht um Ersatzteile für ein externes Projekt.
Das Gespann Ruby und Kaufmann ist nicht nur für die Organisation des Personals bei externen Projekten zuständig, sondern auch für die komplette Logistik. „Alles, was die Kollegen bei einem Kunden benötigen, geht auch über unsere Schreibtische“, formuliert es Ruby. Das bringe zwar ein bisschen mehr Papierarbeit mit sich, aber es erhöhe die Sicherheit der Projekte. „Auf diese Weise wissen wir zwei immer, was Sache ist – in punkto Personal, Material und im besten Fall auch Zeithorizont.“ Das helfe dabei, die gesetzten Ziele zu erreichen. „Als Presstec leben wir von Kosteneinhaltung, Qualität und Termintreue – Zuverlässigkeit geht über alles.“
Die Bedeutung ihrer Aufgabe ist den beiden Männern bewusst. „Wir sind das Bindeglied zur Projektleitung, gleichzeitig Dienstleister für die Kollegen auf der Baustelle und manchmal auch Ansprechpartner für den Kunden direkt.“ Auch das ist ein Grund dafür, dass sie lieber zweimal hinschauen und regelmäßig in die Montagehalle gehen, um die verschiedenen Projekte sowie Arbeitsschritte immer im Blick zu haben. „Nur so geht’s!“
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